„Wasser für Lichtenberg.“

In unserer heutigen Zeit des fließenden Warm- und Kaltwasser im Haushalt fällt es schwer sich in die Zeiten zu versetzen als man von diesem Komfort noch weit entfernt gewesen ist.

Noch vor zwei bis drei Generationen gestaltete sich die Trink- und Brauchwasserversorgung wesentlich schwieriger. Als es in den Haushalten des Odenwaldes noch keine fließende Wasserversorgung gab musste der gesamte Wasserbedarf mühsam vom örtlichen Brunnen herbei geholt werden. Oftmals war dies ein weiter und anstrengender Weg – so lag zum Beispiel der Brunnen der Dornmühle bei Fränkisch-Crumbach gut und gerne zehn bis fünfzehn Minuten vom eigentlichen Hof entfernt mitten in den Äckern und Wiesen.

Auch in den Dörfern konnte sich glücklich schätzen wer einen Brunnen direkt vor der Türe hatte und sich damit Weg und Schlepperei ein wenig erleichtern konnte. In Niedernhausen kennt der Volksmund noch heute die Lagebezeichnung Brunnenweg für ein kleines Stück der Schnurrgasse. Hier war einst, bevor dieses Umfeld völlig verändert wurde, ein öffentlicher Brunnen genau gegenüber des Einganges des heute dort stehenden Wohnhauses – welches einen kleinen bäuerlichen Hof in den 1960er Jahren ersetzte.

Orte mit Quellen und Bächen waren noch relativ einfach zu versorgen anders sah die Sache aber in Lichtenberg aus. Hier gab es keinen Bach und auch Quellen sind im Ort nicht zu finden. Wie nahezu alle Höhenburgen und Festungsanlagen hatte demnach auch Lichtenberg mit der Wasserversorgung bis in die jüngste Zeit zu kämpfen.

Zunächst versorgte man den Ort und seine Burg bzw. spätere Festung mit einem Ziehbrunnen – wie er häufig in solchen Lagen zu finden war. Diese Brunnen stellten eine gewaltige Arbeitsleistung da mussten sie doch oft bis zu über einhundert Meter tief in den Fels getrieben werden. Der Lichtenberger Brunnen ist auch heute noch zu finden und zwar hinter dem letzten Haus auf dem Weg zum Torbau auf der linken Seite. Leider ist das Tor nahezu immer verschlossen.

Doch der erwähnte Brunnen lieferte nicht die Ergebnisse welche man von einer guten Wasserversorgung erwartete. Das Wasser war meist verdreckt und abgestanden und war als Wasservorrat für den häuslichen Bedarf völlig ungeeignet. Aus diesem Grund nutzten die Menschen in Lichtenberg schon in früherer Zeit schon eine außerhalb der Stadtmauern gelegene Quelle – der heute sogenannte „Eselsbrunnen“. Aber auch diese Versorgung war nicht das Maß aller Dinge. So mussten alle Wasservorräte mühsam herangeschafft werden (Lichtenberg war damals wesentlich kleiner als heute und so lag der Brunnen ein ganzes Stück außerhalb) und in Kriegszeiten saß man schlichtweg auf dem Trockenen.

Daneben gab es auch noch sogenannte „Weede“ es handelte sich hierbei um eine Art kleine Tümpel welche sich mit Regenwasser speisten – hier wurde vornehmlich das Vieh versorgt – für den häuslichen bzw. menschlichen Gebrauch dürften sie ungeeignet gewesen sein – diese Anlagen war innerhalb der Mauern angelegt und wurden nachweislich auch noch in Zeiten des Schlosses erneuert und gepflegt.

Erst 1577 wurde schließlich mit dem Bau einer Wasserleitung begonnen. Dies ist zum einen auf die vorgenannten Punkte zurück zu führen aber auch auf den einsetzenden Bau des heutigen Schlosses. Dieses musste schließlich auch mit ausreichend Wasser versorgt werden.

Es handelte sich bei dieser ersten Wasserleitung um eine hölzerne Wasserleitung welche von Lützelbach durch den Kernbachwald in ein großes Auffangbecken im Schlosshof geleitet wurde (welches auch heute noch dort steht).

Doch auch diese erste Wasserleitung stellte nicht der Weisheit letzten Schluss dar. Zu oft kam es zu Störungen in der Konstruktion und dadurch in der Wasserversorgung. In der Zeit des dreißigjährigen Krieges war es für die Belagerer und Feinde ein leichtes diese Wasserversorgung von Schloss, Festung und Ort Lichtenberg zu kappen. Keine gute Lösung.

So stellt denn auch die Lösung nur eine Episode dar – wenn auch eine recht lange. Wann genau diese Wasserleitung verschwunden ist und wie lange sie in Betrieb blieb liegt heute im Dunkel der Vergessenheit – im 18. Jahrhundert jedoch war sie wohl endgültig verschwunden.

Erst im 19. Jahrhundert kam nun wieder Bewegung in die Sache. Immer öfter beschwerten sich die herrschaftlichen Bediensteten im Schloss über die mäßige Wasserversorgung – man war besseres gewohnt. Doch alles Beschweren nutzte erst einmal nichts – zwar machte man Pläne den „Eselsbrunnen“ zu modernisieren und zu einem „Laufbrunnen“ umzurüsten aber auch dies wurde nicht verwirklicht.

Nach Abzug der letzten größeren herrschaftlichen Dienststellen aus dem Schloss wandte man sich in Lichtenberg wieder mehr der Landwirtschaft zu da die größte weitere Einnahmequelle bzw. Beschäftigungsmöglichkeit nun weggefallen war. Hierdurch stieg auch der Wasserbedarf an – was wiederum die Rufe nach einer neuen Wasserleitung laut werden ließen. Diese wurde, gegen den Widerstand der Einwohner Obernhausens, auch verwirklicht und zwar von der Kernbachquelle im Gebiet des Kernbachwaldes nach Lichtenberg.

Wie schon abzusehen war auch die Kernbachquelle nicht leistungsfähig genug um die Wasserversorgung von Lichtenberg mit gleichbleibender Qualität sicher zu stellen. Und so musste die Lichtenberger schon nach kurzer Zeit wieder beim Kreisamt vorstellig werden bezüglich einer neuen Wasserleitung. Diesmal war Lützelbach wieder mit im Spiel. Doch es gab auch hier heftigen Widerstand von verschiedenen Seiten zu überwinden – viele Interessen war im Spiel und letztlich wurde dann doch der Bau einer Wasserleitung von Lützelbach – wie schon vor hunderten von Jahren – entschieden. In Lichtenberg wurden Tränken mit Ventilbrunnen aufgestellt – keine fortlaufenden Brunnen wie früher. Einige originale Ansichten aus einem Prospekt für diese Ventilbrunnen sind auf dieser Seite zu sehen.

Diese Wasserleitung scheint, von ein paar Störungen abgesehen, dann endlich ihren Zweck zur weitgehenden Zufriedenheit erfüllt zu haben. Später wurde sie auch nach Obernhausen ausgedehnt – welches bisher außeracht geblieben war da hier nicht die gleichen Probleme in der Versorgung gegeben waren. Doch auch bis in die jüngere Zeit hinein gab es immer wieder Wassernotzeiten in Lichtenberg – heute ist mit dem Bau von neueren Reservoirs dem wohl endgültig begegnet worden.

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