Das Schloss Lichtenberg und seine Vorgängerbauten.

Die erste, bekannte, Burg- bzw. Befestigungsanlage in Lichtenberg geht zurück auf die Zeit der alamannischen Okkupation. Diese, heute nur als Bodendenkmal erhaltene, Anlage wird als „Heuneburg“ bezeichnet und befindet sich gegenüber der heutigen Schlossanlage auf der 376 Meter hohen Altscheuer gelegen.

17. Jahrhundert

Anstelle des heutigen Schloss Lichtenberg befand sich bereits im Mittelalter eine erste Vorgängeranlage. Es handelte sich um eine typische mittelalterliche Höhenburg.

Diese mittelalterliche Burganlage besaß, wie fast alle vergleichbaren Anlagen, Wohn- und Wirtschaftsgebäude, befestigende Mauerwerke und einen Bergfried als Hauptturm.

Viel ist über diese Burg nicht bekannt, auch die Erbauer liegen im Dunkel der Zeit verborgen. Tendenzen gehen in Richtung der Herren von Crumbach. Fakt ist jedoch, spätestens seit dem 13. Jahrhundert war sie im Besitz der Grafen von Katzenelnbogen.

Zeugnis hiervon geben unter anderem folgende Tatsachen:

 Im Jahr 1228 nannte sich Diether IV. „Graf von Lichtenberg“

 1312 erhielt Graf Diether VI. von Katzenelnbogen für seine Burg und die zugehörige Burgsiedlung mit dem Marktort „Bibera“ Sonderrechte eingeräumt von Kaiser Heinrich VII.

19. Jahrhundert

Im 14. Jahrhundert kam es zu einer kurzen Besitzzeit durch die Grafen von Sponheim, hiervon zeugt die Privilegierung der hiesigen Besitztümer von Graf Heinrich II. von Sponheim im Jahr 1360 durch Kaiser Karl IV.

Dies hatte damit zu tun, dass es im Jahr 1356 zu einem schweren Erdbeben am Oberrheingraben gekommen war. Zahlreiche Bauwerke in der Grafschaft waren von Zerstörungen betroffen. Es folgte eine Zeit des Aufbaus, in dieser Zeit war Diether VIII. gezwungen, wegen der enormen Kosten, Teile seines Besitzes zu verpfänden.

Später gelangten die Grafen von Katzenelnbogen wieder in den Besitz der Anlage.

Ein erstes Schlossähnliches Gebäude stand anstelle der heutigen Terrasse. Es handelte sich um einen Fachwerkbau. Dieser wird später auch als „altes Schloss“ bezeichnet. Er wurde später, nach Baufälligkeit, durch die Landgrafen von Hessen abgetragen.

Zurück zu den Grafen von Katzenelnbogen. Die Grafen von Katzenelnbogen haben ihre Stammburg in der gleichnamigen Ortschaft etwa zwanzig Kilometer östlich der Loreley im Taunus.

Die Grafen von Katzenelnbogen erhielten Ihren Titel im Jahr 1138. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte stiegen sie zu einem mächtigen Grafengeschlecht auf. Ihre Grafschaft Katzenelnbogen bestand zwischen 1095 und 1479 am Mittelrhein. Ihre territorialen Gebiete hatten die Grafen in zwei Bereiche eingeteilt, die Untergrafschaft Katzenelnbogen mit den Gebieten um Katzenelnbogen und Burg Rheinfels sowie die Obergrafschaft Katzenelnbogen mit den Gebieten rund um Darmstadt. Zu dieser Obergrafschaft gehörte auch Lichtenberg mit seiner Burg.

Die Burganlagen wurden errichtet, um regionale Verwaltungsfunktionen wahrzunehmen, und gleichzeitig seinen Machtanspruch auf Gebiete zu demonstrieren.

Ihren Reichtum erlangten die Grafen von Katzenelnbogen vor allem durch Rheinzölle. In einer Reichssteuerliste aus dem Jahr 1422 mit 86 gelisteten Personen, standen die Grafen an der vierten Stelle. Im Jahr 1431 waren sie bis auf die zweite Stelle vorgerückt.

Im Jahr 1457 heiratete Anna von Katzenelnbogen, die Erbtochter Philipps des Älteren, den Landgrafen Heinrich III. von Hessen. Als im Jahr 1479 Philipp von Katzenelnbogen starb, fielen seine Besitztümer an die Landgrafschaft Hessen.

Seither wird der Namensbestandteil „Graf zu Katzenelnbogen“ als namensteil im hessischen Fürstenhaus weitergeführt. Nach seinem Erbe wurde Landgraf Heinrich III. von Hessen auch mit dem Beinamen „der Reiche“ betitelt.

In der Zeit des 15./16. Jahrhundert entwickelte sich unter den hessischen Landgrafen auf Lichtenberg aus der Burganlage eine hessische Landfestung. Bedeutendstes Merkmal hierfür war die Errichtung des „Bollwerk“ genannten Geschützturmes gegenüber den Toranlagen.

Dieser mächtige Geschützturm aus dem Jahre 1503, war mit den Mauerwerken der Festung durch einen mächtigen Palisadenzaun verbunden. Man trug mit dem Ausbau der ehemaligen Burganlagen zur Festung den veränderten Waffenbedingungen Rechnung, vor allem dem Aufkommen der Schussfeuerwaffen.

Vom „Bollwerk“ aus konnte man etwaig anrückende Angreifer nun von zwei Seiten (Festung und Bollwerk) unter Beschuss nehmen. Die Festung Lichtenberg wurde niemals eingenommen.

Im Jahr 1516 kam es zu einer weiteren baulichen Veränderung der Anlage. Der sogenannte „alte Bau“ wurde von dem Darmstädter Baumeister Balthasar errichtet. Hierbei handelt es sich um den heutigen Ostflügel von Schloss Lichtenberg. An seiner Außenfassade kann man heute noch den Grundriss der mittelalterlichen Burganlage erkennen. Das Bauwerk wurde zunächst als Fruchtschütte und Speicher genutzt.  Das alte Schloss der Grafen von Katzenelnbogen wurde ebenfalls durch die neuen Besitzer renoviert und weiter genutzt.

Nach dem Tod von Landgraf Philipp I., genannt der Großmütige, am 31. März des Jahres 1567 kam es zu einer Erbteilung im hessischen Fürstenhaus.

Hierdurch entstanden die vier Teile Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rheinfels und Hessen-Darmstadt mit der ehemaligen Obergrafschaft Katzenelnbogen. Bald fielen jedoch durch erneute Erbfälle die beiden Territorien Hessen- Marburg und Hessen-Rheinfels ebenfalls wieder als Erbgut an und somit gab es fortan nur noch Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt.

Im Alter von 20 Jahren übernahm Landgraf Georg I.  im Jahre 1567 die Regierung über seine ererbte neue Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Sitz seiner Regierungsgeschäfte war Darmstadt.

Bereits im Alter von 23 Jahren entschloss sich Landgraf Georg I. zum Bau eines weiteren Schlosses in seinem Herrschaftsbereich, denn er benötigte einen Witwensitz.

Die Wahl fiel hierbei auf Lichtenberg. Dies hatte mehrere Gründe, so galt Lichtenberg als Mittelpunkt der ehemaligen Obergrafschaft von Katzenelnbogen, also fortan der neuen Grafschaft von Hessen-Darmstadt. Des Weiteren war der Standort durch die Landesfestung sehr gut ausgebaut, weiter darf man davon ausgehen, dass Lichtenberg als „gesunder Ort“ galt – also weder Seuchen noch Pest aufwies.

Auch war bereits ein „moderner“ Bau vorhanden, den man in seinem spätgotischen Stil in ein etwaiges Renaissanceschloss mit einbeziehen konnte, gemeint ist hierbei der heutige Ostflügel.

Der 24. Januar des Jahres 1570 sah den Vertrag zwischen Landgraf Georg I. und dem Baumeister Jakob Kesselhut. Ziel war die Errichtung einer dreiflügeligen Schlossanlage im Renaissancestil.

Man begann mit dem bereits vorhandenen alten Bau, dem heutigen Ostflügel. Nach und nach wurde er in seine heutige Gestalt verwandelt. Im Rahmen der Bautätigkeiten wurde auch der noch vorhandene Bergfried abgetragen. Die Bautätigkeit war sicherlich recht umfangreich, um in der mittelalterlich geprägten Burg- und Festungsanlage das heutige Schloss zu errichten.

1571 war der erste Schritt fertig, der spätere Ostflügel der Anlage war umgebaut und somit hatte der Landgraf ein erstes bewohnbares und schlossartiges Gebäude zur Nutzung, welches mit dem alten Schloss der Grafen von Katzenelnbogen in Verbindung stand und durch die um 1500 errichtete Festung geschützt war.

Die Bautätigkeit ging unvermittelt voran, bereits im Jahr 1576 dürften die beiden Obergeschosse des Süd- und Westflügels errichtet worden sein.

Im Jahr 1577 wurde ein großer Aufwand betrieben um die künftige Wasserversorgung des Schlosses sicherzustellen. Der bisherige Ziehbrunnen im Bereich der Burgfreiheit reichte hierfür nicht mehr aus. Der „Lichtenberger Brunnen“ wurde erschlossen, mit einem Gewölbe versehen und mit einer Tür abgesperrt. Von hier ausgehend wurde über vier Kilometer länge eine Wasserleitung zum Schloss gelegt. Diese neue Wasserleitung mündete im Schlosshof in der heute noch vorhandenen Brunnenbütte aus dem Jahr 1577.

Das Jahr 1581 sah schließlich die Fertigstellung des heutigen Schloss Lichtenberg. Ursprünglich war geplant den Westflügel zu verlängern, doch noch stand an dieser Stelle – der heutigen Schlossterrasse – das alte Katzenelnbogener Schloss. Dieses wurde zunächst weiter mitbenutzt.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts verwahrloste das alte Schloss immer mehr und stürzte im Jahr 1845 endgültig ein und wurde abgetragen. Man nimmt heute an es wurde ursprünglich für die Gattin des Grafen Philipp des Älteren von Katzenelnbogen errichtet.

Die Verlängerung des Westflügels wurde nie mehr durchgeführt.

Schloss Lichtenberg erhielt keine so prunkvolle Ausstattung, wie es von manchen Schlössern bekannt ist. Dennoch sind durchaus sehenswerte Stuckdecken erhalten geblieben. Im Jahr 1580 wurden auch mehrere große Weinfässer in den Katakomben des Schlosses eingebaut. Sie hatten ein Fassungsvermögen von 133.000 Litern, der Landgraf verfügte in Lichtenberg über 12 morgen Rebflächen, die Fässer sind nicht mehr vorhanden.

Im 19. Jahrhundert zog ein Amtmann nach Schloss Lichtenberg, also ein herrschaftlicher Verwalter. Später wurde es als Forsthaus genutzt um schließlich, Ende des 19. bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts als Hotelbetrieb für einen ortsansässigen Hotelier zu dienen. Danach stand das Schloss eine Zeit lang leer.

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurde ein Museum errichtet und erste Mieter zogen ein. Erst in den letzten Jahren ist eine erstarkte Restaurierungstätigkeit zu erkennen. So wurde der Kaisersaal renoviert, die Schlosskapppelle erneuert und derzeit laufen Arbeiten am Schlossgarten und den alten Burgmauerwerken.

20. Jahrhundert

Schloss Lichtenberg ist im Eigentum des Landes Hessen. Die ehemaligen Besitzerfamilien sind ebenfalls noch aktive Linien. So ist das Haus Hessen durch das Aussterben der Linie Hessen-Darmstadt und der Adoption von Moritz von Hessen-Kassel durch Ludwig Prinz von Hessen im Jahr 1960 wieder vereinigt.

Der Name der Grafen von Katzenelnbogen lebt im Titel des Hauses Hessen weiter, aber auch in den regierenden Häusern des Großherzog von Luxemburg und der Königin der Niederlande.

Die ehemalige Grafschaft Hessen-Darmstadt wurde zwischen 1806 und 1918 zum Großherzogtum Hessen und bei Rhein und 1918 zum Volksstaat Hessen mit Darmstadt als Hauptstadt, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist Wiesbaden die Hauptstadt des heutigen Bundeslandes Hessen, die linksrheinischen Gebiete sind an Rheinland-Pfalz gefallen – heute aber noch als Rheinhessen bekannt.

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