„Die Dorfschule im Fischbachtal…“

Die Schule und damit auch die schulische Bildung haben heute ihren festen Raum in unserem sozialen Umfeld, durch die allgemeine Schulpflicht ist Deutschland auf einem relativ hohen Bildungsstand. Heute hat, von einigen Ausnahmen sicherlich abgesehen, jeder die Möglichkeit – ja sogar die Pflicht –eine Schule zu besuchen. Rechnen, Schreiben und Lesen ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit, aber dies war nicht immer so. In diesem Abschnitt möchten wir kurze Einblicke gewähren in die Schulgeschichte der Fischbachtaler Gemeinden. Dies ist sicherlich keine wissenschaftliche Erarbeitung und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit sondern es handelt sich hierbei lediglich um einen kleinen Einblick in die Schulgeschichte auf dem Gebiet des Fischbachtals.

Wir wissen in früherer Zeit stand die Schule immer in einem engen Verhältnis zur Kirche. Oft unterrichteten Pfarrer die Kinder. Bereits Karl der Große machte es den Pfarrern zur Pflicht eine Schule abzuhalten, welche aber nur von den Kindern besucht wurde welche von ihren Eltern freiwillig dorthin geschickt wurden. Man darf sich aber nicht vorstellen dass es in jedem kleinen Ort eine Schule gab. Bis in das Mittelalter hinein waren die Schulen keine allgemeinen öffentlichen Einrichtungen. Erst mit der Erfindung der Buchdruckerei und mit dem Eintreten von Martin Luther für die Schule gewann diese allmählich an Bedeutung.

Auf dem Gebiet des Fischbachtals wurde scheinbar die erste Schule von Landgraf Georg, genannt der Fromme (1567 bis 1596), eingerichtet. In Groß-Bieberau bestand schon zurzeit von Philipp dem Großmütigen (1509 bis 1567) eine eigene Schule. Die erwähnte erste Schule auf dem Gebiet des Fischbachtals wurde in Lichtenberg eingerichtet und bestand wohl zwischen 1585 und 1598. Schulort war hier das Schloss Lichtenberg. In manchen Quellen wird ein Schulraum im Tor Turm genannt. Der erste uns bekannte Lehrer dieser Schule war ein Wendel Ulner aus Dieburg. Nachfolgend die überlieferten Lehrer dieser ersten Schule:

1585 Wendel Ulner

1586 Johannes Rub

1587 bis 1591 Wendel Ulner

1591 Caspar Naw

1591 bis 1595 Theoderich Craft Weidling

1595 bis 1597 Zacharias Rauch

Danach wurde die Schule wohl wieder aufgelöst und die

Kinder konnten bis zum Ende des 30 jährigen Krieges in die Schule nach Groß-Bieberau gehen.

Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt führte 1634 zum ersten Mal in Hessen eine Art allgemeine Schulpflicht ein mit seiner “Ordnung von fleißiger Uebung des Katechismi”. Es hieß hierin unter anderem: Es sollen alle Knaben und Mägdelein, niemanden ausgenommen, sie seien arm oder reich, die nur d

as Alter erreicht haben, dass sie etwas fassen und behalten können, zum wenigsten so lange, bis sie lesen und schreiben können, in die Schule gehen . . . Diese Zielsetzung wurde jedoch wohl nicht ganz erreicht – viele arme Bauern und Tagelöhner waren auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen, zum Beispiel bei der täglichen Feldarbeit, s.d. diese ihre Kinder, wenn überhaupt, höchstens in eine Winterschule schicken konnten.

Im Jahre 1648 wurde eine Schule in Obernhausen gegründet die eine zentrale Funktion für die Vorgängergemeinden des heutigen Fischbachtals bildete. Das Schulhaus befand sich seit 1700 im Besitz der Gemeinden Niedernhausen und Lichtenberg und stand an Stelle des heutigen Anwesens Groß an der ersten Biegung der Hindenburgstrasse. Dies blieb so bis in das Jahr 1761 als Steinau eine eigene Schule erhielt. Messbach folgte im Jahre 1780 hiernach hatte aber zunächst, bis 1834, nur eine Winterschule und ist dann gemeinsam mit Nonrod aus dem Schulverband in Niedernhausen ausgetreten. Auch Billings hatte seit 1815 eine eigene Winterschule später unterhielt man mit Steinau eine gemeinsame Schule mit Sitz in Billings.

Im Jahre 1832 übernahm der Staat die Verantwortung über die Schulen, nachdem zuvor noch deren Obhut bei den Kirchen gelegen hatte. Es folgte die allgemeine Schulpflicht wie sie auch heute noch besteht.

Durch die gestiegenen Schülerzahlen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es nötig eine zweite Lehrstelle in Niedernhausen einzurichten. Aufgrund von Raummangel wurde das neue Schulhaus in Niedernhausen im Jahre 1841 fertiggestellt (das Gebäude ist auch heute noch existent und beherbergt nun die Gemeindeverwaltung – die Gemeinde Niedernhausen nutzte bereits zwischen 1841 und 1881 den 2. Schulsaal als Rathaus). Es muss zur damaligen Zeit ein vorbildlicher Bau gewesen sein, zumal für einen so kleinen Ort wie Niedernhausen.

An Stelle der heutigen Sirene stand bis zur Renovierung im Jahre 1953 ein kleiner Glockenturm. Die Glocke ging jedoch leider im 2. Weltkrieg, wie auch die großen Kirchenglocken von Niedernhausen, verloren. Sie trug den Leitspruch “Allein Gott in der Hoeh sei Ehr…” Erster Lehrer im neuen Schulhaus wurde Johannes Veith von 1841 bis 1857. Dieser war bereits zwischen 1820 und 1841 Lehrer in der Schule zu Obernhausen gewesen. 1857 wurde er wegen “Unzüchtigkeit” aus dem Dienst entlassen. 1857 wurde der Schulverband zwischen Niedernhausen und Lichtenberg aufgelöst. Im Jahre 1881 erhielt Niedernhausen dann wieder eine zweite Lehrerstelle, bis dato wurde die Schule mit einer Klasse geführt, d.h. alle Schüler saßen in derselben Klasse egal welches Schuljahr sie besuchten und hatten einen einzigen Lehrer. Ebenfalls in das 19. Jahrhundert fallen neben den schon erwähnten Bauten des neuen Schulhauses in Niedernhausen auch die Neubauten der Schulhäuser in Billings 1892, Steinau 1901, Lichtenberg 1902 und Messbach 1905. Die Schulhäuser von Steinau und Lichtenberg befinden sich noch in Gemeindebesitz, die Schulhäuser von Billings und Messbach wechselten in Privateigentum.

Überspringen wir nun einige Jahre so kam es 1962 zu einer Wiederauflage des Schulverbandes zwischen Niedernhausen und Lichtenberg. Hierdurch erhielt man in Niedernhausen eine dritte Lehrerstelle und konnte von nun an mit drei Klassen arbeiten. Die Schulzeit betrug damals 8 Jahre, aufgrund der vielen Schüler zu dieser Zeit wurde in den Schulhäusern von Niedernhausen und Lichtenberg unterrichtet. 1964 wurde, zunächst noch auf freiwilliger 

Basis, das 9. Schuljahr in Groß-Bieberau eingeführt. Nur zwei Jahre später wurde in Groß-Bieberau die Mittelpunktschule gegründet, dh. von nun an wurden in Niedernhausen nur die ersten vier Klassen unterrichtet. Ab diesem Zeitpunkt konnte nun auch die Schule in Messbach (die auch für Nonrod zuständig war) aufgelöst werden. Es dauerte aber noch bis ins Jahr 1976 bis auch die Schulen in Billings und Steinau abgelöst wurden. Dem nun wieder vergrößerten Raumbedarf trug man durch die Errichtung eines An- bzw. Neubaus an das bestehende Schulhaus in Niedernhausen Rechnung welcher in den Jahren 1975 bis 1976 erfolgte. 1980 wurde diese Grundschule auf den Namen “Heuneburg-Schule” getauft. Im Jahr 1981 wurde das bisherige, auf dem Schulhof befindliche, Feuerwehrgerätehaus durch eine neu errichtete Turnhalle ersetzt wodurch der Sportunterricht nicht mehr im Bürgerhaus Niedernhausen stattfinden musste.

Die am längsten amtierenden Lehrerpersönlichkeiten in Niedernhausen waren Ludwig Oldendorf, welcher von 1918 bis 1961 ein Lehreramt begleitete und Phillip Bert welcher von 1948 bis 1985 als Lehrer tätig war, dabei seit 1961 auch als Schulleiter. Bekannt geworden ist außerdem auch Heinrich Eidmann (Lehrer in Niedernhausen von 1900 bis 1907). Er gründete unter anderem ein kleines Heimatmuseum in Niedernhausen welches 1905 bis 1920 in einem Nebenraum im Rathaus in Niedernhausen bestand. Adam Simmermacher erwähnt in seinen Erinnerungen an den 1. Weltkrieg ebenfalls seinen Lehrer Heinrich Eidmann welcher wohl einen bleibenden Eindruck bei ihm erweckt hat. So erinnert er sich an die Theateraufführung seiner Schulklasse bezüglich der Errichtung der sogenannten Schillerlinde in Niedernhausen am 5. Mai 1905 bei welcher die “Rütli”Szene aus Wilhelm Tell zur Aufführung gelangte. Die Errichtung der Linde war eine Idee Heinrich Eidmanns welcher Niedernhausen am 5. Dezember 1907 verließ was Adam Simmermacher wohl etwas traurig stimmte.

Jene besagte Schillerlinde, allerdings nicht derselbe Baum, gibt es auch heute noch. Am 10. Mai 1931 ließ sie Ludwig Oldendorf erneuern, unter Anwesenheit von Heinrich Eidmann und nachdem diese im Laufe der nächsten Jahrzehnte wieder verschwunden war wurde sie auf Initiative von Herrn Philipp Bert am 8. Dezember 1981 wieder neu eingepflanzt – zwei Jahre später folgte eine neue Ruhebank – welche im Jahre 2004 komplett erneuert wurde. Eine weitere Baumpflanzung sei hier noch abschließend erwähnt, ebenfalls auf Initiative von Ludwig Oldendorf. Zum 80. Geburtstag des Justus Liebig, dessen Vorfahren aus Niedernhausen stammen, wurde im Schulhof am 18. April 1953 die Liebiglinde gepflanzt.

Menü

Wir verwenden Cookies, wenn Du dieses Angebot nutzt zeigst Du dich hiermit einverstanden!