„Das Lichtenberger Schloss und seine Vorgängerbauten.“

Lange Zeit vor der Entstehung des heutigen Schlosses in Lichtenberg, bereits im Mittelalter befand sich auf dem Bergvorsprung in der Mitte des heutigen Fischbachtales in 278 Metern Höhe eine Burganlage. Sie entstand als Nachfolgeanlage des Ringwalles “Heuneburg” genannt, welcher sich auf der 376 Meter hohen Altscheuer  befand, wo man die Reste der Wallanlage auch noch heute erahnen kann.

Sie wurde unter den Grafen von Katzenelnbogen, die im 14. Jahrhundert ca. 8 Jahrzehnte von den Grafen von Sponheim abgelöst wurden, erbaut und stellte einen territorialpolitischen Mittelpunkt in der Region dar.

Zeugnis hiervon geben unter anderem folgende Tatsachen:

 1228 nannte sich Diether IV. “Graf von Lichtenberg”

 Sonderrechtung durch die darunter liegende Burgsiedlung durch Kaiser Heinrich VII im Jahre 1312 an Graf Diether VI. von Katzenelnbogen

 Erneute Privilegierung durch Kaiser Karl IV. im Jahre 1360 für Graf Heinrich II von Sponheim

Als die Grafen von Katzenelnbogen im Jahre 1479 mit Philipp dem Älteren im Mannesstamm ausstarben gelangten die “Lande zu Lichtenberg” durch eine Erbtochter zusammen mit weiteren Hinterlassenschaften an die Landgrafen von Hessen.

Unter der Herrschaft der Hessischen Landgrafen entwickelte sich um die Jahrhundertwende (15/16. Jahrhundert) aus der Burg eine Landfestung. Eine der Ursachen hierfür war unter anderem die Einführung von Feuerwaffen.

Auf die mittelalterliche Burg, die, wie die meisten Wehranlagen in dieser Art, einen Hauptturm und neben den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden eine die Burgsiedlung mit einschließende Befestigung aufwies, folgte die Festung.

Bedeutendstes (und auch heute noch sichtliches) Merkmal des Ausbaus der Burg Lichtenberg in eine Landfestung ist das Bollwerk.

Dieser mächtige Geschützturm entstammt aus dem Jahre 1503. Er war mit den Mauern der Festung durch einen starken Palisadenzaun verbunden. (Einen Unter- irdischen Verbindungsgang gab es hingegen landläufiger Meinung aber eher nicht – hierfür war das Gestein zu hart).

Einen ersten Schritt hin zu einem heutigen Schloss machte man durch die Errichtung des sogenannten “alten Baus” im Jahre 1516 – es handelte sich um den heutigen Ostflügel. An seiner Außen-Fassade kann man noch einen Teil des Grundrisses der mittelalterlichen Burg erkennen. Dieses Bauwerk diente zunächst lediglich als Fruchsschütte und Speicher. Gegenüber dem Bauwerk, auf der anderen Seite des Hofes, stand das so- genannte “alte Schloss” aus der Zeit der Grafen von Katzenelnbogen. Es wurde unter den Hessischen Landgrafen renoviert. Erst als der Amtmann von Lichtenberg in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in das neue Renaissanceschloss umzog verwahrloste das “alte Schloss” und stürzte 1845 endgültig ein. Man nimmt an es war einst für die erste Gattin des Grafen Philipp des Älteren erbaut worden, welche auf Lichtenberg lebte.

Das einstige Katzenelnbogen Gebäude nahm einen Teil der jetzigen Terrasse ein, stand aber in einem spitzen Winkel zur Nordmauer des heutigen und späteren Westflügels.

Die Vorgängeranlage des heutigen Schlösse besaß auch einen typischen Hauptturm, auch Bergfried genannt, im Bereich des heutigen Schlosshofs. Der Turm wurde wegen des Baus des neuen Schloss abgerissen, dies geht aus einem Dokument von 1629 hervor. Übrigens gab es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auch eine Äußere Toranlage in Lichtenberg, in der Mitte der heutigen Landgraf-Georg-Straße. Man kennt auch noch einen hinteren Turm und den Gefängnisturm auf der Mauer dessen Reste noch heute im inneren Mauerbering sichtbar sind.

Bauherr des heute existenten Schloss Baues in Lichtenberg war Landgraf Georg I. von Hessen. Dieser übernahm bereits im Alter von 20 Jahren, im Jahre 1567, die Regierung der Obergrafschaft Katzenelnbogen mit der Hauptstadt Darmstadt (dies gab seiner Linie die später unterscheidende Bezeichnung“Hessen-Darmstadt”).

Landgraf Georg I. begann den Bau des heutigen Lichtenberger Schloss bereits im Alter von 23 Jahren. Die Wahl in Lichtenberg ein zweites Schloss, neben seiner Residenz in Darmstadt, zu bauen hatte wohl verschiedene Gründe. Zum einen galt Lichtenberg als Mittelpunkt der Obergrafschaft von Katzenelnbogen –also fortan der neuen Grafschaft von Hessen-Darmstadt. Des Weiteren war die vorhandene Landesfestung in Lichtenberg durch das Bollwerk gut ausgebaut. Eine gewisse Bedeutung darf wohl auch darauf gelegt worden sein, in Lichtenberg gab es weder Pest noch Seuchen und es galt im Allgemeinen als ein “gesunder Ort”.

Mit dem in der Burganlage bereits vorhandenen moderneren Gebäude (gemeint ist der heutige Ostflügel – also das Museum) gab es zudem bereits ein Bauteil welches von seinem spätgotischen Baustil in ein etwaig entstehendes Renaissance Bauwerk integriert werden konnte – was ja schließlich auch geschehen ist.

Es begann alles mit einem Vertrag den Landgraf Georg I. am 24. Jänner 1570 mit dem Baumeister Jakob Kesselhut beging. Man begann damit den vorhandenen alten Bau (Ostflügel – im Jahre 1516 von Balthasar aus Darmstadt errichtet) welcher als Speicher genutzt wurde in seine heutige Gestalt zu verwandeln. Der vormals vorhandene Bergfried wurde ebenfalls bei den Bauarbeiten zum Schloss abgetragen, alles in allem dürften sehr 

vielfältige Bautätigkeiten nötig gewesen sein um die ehemals mittelalterliche Burganlage und Landesfestung in das heutige Schloss zu verwandeln. 1571 war der erste Bauabschnitt fertig, der spätere Ostflügel der Anlage war umgebaut und somit hatte der Landgraf ein bewohnbares und schlossartiges Gebäude zur Nutzung welches mit dem alten Schloss der Katzenelnbogen Grafen in Verbindung stand, geschützt wurde beides durch die 1500 errichtete Festung. Doch die Bautätigkeit ging in den Jahren weiter voran und bereits 1576 dürften die beiden Obergeschosse des Süd- und Westflügels errichtet worden sein.

Im Jahre 1577 wurde ein großer Aufwand betrieben um die künftige Wasserversorgung des Schlosses sicher zu stellen. Der bisherige Ziehbrunnen im Bereich der Burgfreiheit reichte hierfür nicht mehr aus. Man fand den “Lichtenberger Brunnen”. Das darüber liegende Gewölbe wurde mit einer Tür verschlossen, der Brunnen lieferte das Wasser über die erstaunliche Länge von 4 km hin zum Schloss. Die neue Wasserleitung mündete im Schlosshof in die heute noch vorhandene Brunnen Bütte aus 1577.

Im Jahre 1581 wurde das heutige Schloss Lichtenberg schließlich fertig gestellt, zu der Zeit war auf der heutigen Schlossterasse (wie bereits erwähnt) noch das Schloss der Grafen von Katzenelnbogen vorhanden welches im 19. Jahrhundert schließlich einstürzte. Ursprünglich sollte der Westflügel auf die Terrasse hin verlängert werden was aber niemals passierte.

Weitere Dinge gehen noch auf das Schloss Lichtenberg zurück, so der ehemalige Weinanbau im Gebiet des heutigen Fischbachtal – das Schloss erhielt im Jahre 1580 hierfür Fässer mit einem Fassungsvermögen von 133.000 Litern, der Landgraf verfügte in Lichtenberg allein über 12 morgen Weinberge. Des Weiteren wurde auch der ehemalige Herrensee (Gebiet zwischen Niedernhausen u. Billings) angelegt und mit Wasser befüllt. Ein weiterer Teich für die Fischzucht bestand wohl im Gebiet des heutigen Schwimmbades. Auch einen Jostsee in Niedernhausen gab es – im Gebiet des heute von Einheimischen als “de Deich” bezeichneten Territoriums.

Dies war natürlich nur ein kleiner Einblick in die Geschichte des Schlosses der niemals vollständig sein kann, daher sind Sie recht herzlich eingeladen einmal selbst in das Fischbachtal zu kommen und auch das Schloss und sein Museum zu besuchen – die Tür steht Ihnen offen.

Heute beherbergt das Schloss Lichtenberg neben dem Wohnbereich ein Museum welches unter anderem für seine umfangreiche Zinn- Figuren Sammlung bekannt ist. Näheres hierzu finden Sie unter der Rubrik Schlossmuseeum. Des Weiteren finden hier regelmäßig die weithin bekannten Schloss Konzerte klassischer Musik statt sowie in jedem Sommer diverse Galerieausstellungen im Kaisersaal. Weitere Sonderveranstaltungen wie zu die Odenwälder Abende oder auch Spinnabende runden das Angebot ab.

Das Schloss selbst ist ganzjährig für Besucher geöffnet – das Museum hat eigene Öffnungszeiten. Schloss Lichtenberg ist immer einen Besuch wert.

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