„Zur Sommerfrische nach Lichtenberg.“
Lichtenberg war schon sehr früh, durch sein Schloss und die dortigen Amtsgeschäfte, ein Ort für Gäste. Hierdurch bedingt gab es auch schon sehr früh eine kleine Anzahl von Gasthäusern die im Grunde für einen so kleinen Ort viel zu viel gewesen wären.
Da war zum einen der “Güldene Engel” –
Auch die bekannten Ursprünge dieser Gaststätte gingen bis in das 17. Jahrhundert zurück wo es unter dem Namen “Zum güldenen Löwen” erwähnt ist. Da es seit den 30er Jahren in Besitz der Familie Schanz befindlich ist kannte man es in der Bevölkerung auch unter dem Namen “Schanz” wobei es auch noch die Namen “Burg Lichtenberg” und “Linde” und letztlich “Schloss Lichtenberg” getragen hat.
In etwa schräg gegenüber finden wir das heutige “Institut für funktionales Stimmtraining”. Auch dieses imposante Gebäude war einst eine Gaststätte. Das einstige Gasthaus Georg Schanz wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Mitglied der zuvor genannten Familie Schanz gegründet.
Bereits 1913 geriet das Haus jedoch in finanzielle Bedrängnis und gelangte schließlich in den Besitz der Familie Schellhaas die genau gegenüber die Pension “Zur schönen Aussicht” betrieb und welche es als “Pension Schellhaas” in ihr Geschäft eingliederten. Im 1. Weltkrieg beherbergte das Haus unter anderem ein Genesungsheim für Kriegsinvalide weshalb es im dörflichen Sprachgebrauch auch als “Kasern” bekannt ist.
Die ehemaligen Gastbetriebe der, bereits genannten, Familie Schellhaas gehen zurück auf das ehemalige Gasthaus “Zum Stern” welches sich genau vor dem einstigen Äußeren Tor der Burganlage befand (während sich das Gasthaus “Zum güldenen Engel” und auch “Zum güldenen Löwen” innerhalb der Burg befanden).
Seine Blüte erlebte der ehemalige “Stern” der sich nun “Zur schönen Aussicht” nannte, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit zogen immer mehr Menschen aus der Umgebung zur “Sommerfrische” in den Odenwald und genossen ihren aufkommenden Wohlstand. Hiervon profitierte auch Lichtenberg und insbesondere der Gastbetrieb der Familie Schellhaas, welcher im Jahr 1890 begründet wurde.
Auf alten Ansichtskarten können wir sehr gut die verschiedenen Veränderungen am ehemaligen “Stern” erkennen. Zunächst sehen wir noch das ursprüngliche Fachwerkhaus, hieran wurden später ein Balkon und ein flachdachiges Geschoss angebaut. Der neue Anbau folgte später und hatte zunächst ebenso ein Flachdach. Später erhielt das Gebäude ein Giebeldach. Mehr dazu im nachfolgenden Text.
Die Familie Schellhaas war 1806 mit Johann Peter Schellhaas aus Rodau ein gesiedelt. Sie waren von Anfang an Wirte und Bäcker. Mit ihrem Gasthaus “Zur schönen Aussicht” müssen sie von Anfang an sehr viel Geschick gehabt haben, denn bereits zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde der Fachwerkbau erweitert. Um 1908 warb das Hotel mit einem großen Schild mit zwei abgebildeten Hasen um Gäste. Der Andrang war große –
In einem Hotelprospekt aus dem Jahre 1937 liest sich das so:
“Der Gasthof dienst seit 1890 dem Fremdenverkehr. Er bleibt das ganze Jahr geöffnet. Den erhöhten Ansprüchen wurde laufend durch Verbesserungen Rechnung getragen. Die behaglich eingerichteten Fremdenzimmer sind teilweise mit fließendem kaltem und warmem Wasser versehen und mit wenigen Ausnahmen nach der Aussichtsseite gelegen. Alle Räume sind der Zentralheizung angeschlossen, wodurch sie auch im Winter einen angenehmen Aufenthalt gewährleisten.
Das Schloss ist Staatseigentum und pachtweise in meinem Besitz. Seine Lage bürgt für unbedingte Ruhe. Von den nur im Westflügel gelegenen luftigen Fremdenzimmern eröffnet sich dem Beschauer ein reizvoller Blick über das Fischbachtal auf die bewaldeten Höhen. Die Entfernung vom Schloss zum Gasthof beträgt 2-
Gemütliche Gesellschafts-
Soweit der Hotelprospekt aus dem Jahre 1937. Dieser gibt uns auch Auskunft über das Preisniveau dieser Zeit.
Vor-
Juli bis August (Saison) 4,50 Mark
Zimmer mit fließendem kalt u. warm Wasser 50 Pfg/Tag Zuschlag
Trinkgeldablösung 10 %
Volle Verpflegung einschl. Zimmer und Licht
Dabei muss man erwähnen die Preise sind mit Vollpension –
In den Kriegsjahren des II. Weltkrieges wird das Kurhotel zum Erholungsheim umgewandelt und geht schließlich in den Besitz der damaligen Deutschen Arbeitsfront über. Nach dem Krieg übernimmt noch einmal die Familie Schellhaas die Geschicke des Hauses und eröffnet den Gast-
Einbettzimmer 4,50 bis 7 DM
Einbettzimmer mit Bad 10 DM
Zweibettzimmer 10 bis 14 DM
Zweibettzimmer mit Bad 18 DM
Volle Pension 9 bis 12 DM
(ab fünf Tagen für Übernachtung, Frühstück, Mittag und Abendessen pro Person und Tag) –
In jener Zeit wurde auch am anderen Ende von Lichtenberg das viel besuchte Café Wichmann eröffnet, Paul Wichmann war einst Geschäftsführer bei Schellhaas er betrieb sein Café bis in die 60ziger Jahre hinein. Doch die Zeiten wurden schwieriger und bereits 1958 wurde das Haus Schellhaas an Max Siebert veräußert der hieraus sein Hotel “Maxsie” machte. Das Maxsie wurde eine gewisse Zeit zum führenden Haus in Lichtenberg, erhielt ein eigenes Schwimmbad (dessen Reste noch zu sehen sind hinter dem Haus) und eine eigene Minigolf –
Nach der Familie Siebert übernahm die Familie Otto Pahns das Ruder und nannte das Hotel in “Kurhotel –
Eine Zeitlang fanden auf der Fläche über den Kellergewölben noch Stände des Adventsmarkt-
In Lichtenberg hat heute keines der genannten Gasthäuser mehr seine Pforten geöffnet –