„Der Heildiener von Niedernhausen.“

Bei älteren Einwohnern von Niedernhausen ist heute noch der Name „´s Heildienersch“ geläufig.

Ein „Heildiener“ ?

Genau – ein Heilgehilfe. So etwas gab es in früheren Zeiten als es noch nicht so viele niedergelassene Ärzte gab wie heute.

Ein Heilgehilfe sollte die Wundversorgung vornehmen können, notfalls auch bis der Arzt kommt.

In Niedernhausen blieb dieser Begriff haften durch Johann Ludwig Schröbel. Er war der Sohn von Johann Heinrich Schröbel und seiner Frau Elisabeth Barbara Frank. Geboren wurde er im Jahr 1827. Wie sein Vater ging er dem Handwerk des Nagelschmiedes nach. Im Jahr 1858 heiratete er Margarethe Hechler. Kurz darauf, nämlich 1864, errichtete er eine Hofreite in der Darmstädter Straße 37. Ursprünglich stammte seine Familie aus Oberfranken und war eine Müllerfamilie.

Die Familie brachte es auf 10 Kinder, sechs Jungen und vier Mädchen.  Und auch Ludwig war kein Einzelkind gewesen, er hatte insgesamt 10 Geschwister.

Es lag damals in der Zeit. Der Großvater von Ludwig, Leonard Schröbel, war in Nieder-Modau Wirt gewesen, später heiratete ein Vertreter der Familie Schaller ein und so wechselte der Familienname dort – die Gaststätte existiert bis heute.

Zurück zu Ludwig und Niedernhausen.

Er stellte das Gesuch zum „Heilgehilfen“ zugelassen zu werden, gleichsam mit seinem Verwandten Peter Schröbel. Hieraus resultierte am 8. Januar 1853 eine

Prüfung in Groß-Bieberau mit Fragen wie:

 Welche Vorbereitungen sind erforderlich zu einem Aderlass?

 Welche Gefahren sind mit dem Aderlass verbunden?

 Aus was für einem Grund wird eine Kompressionsbinde angelegt?

 Woran erkennt man die Verletzung der Schlagader?

 Was ist zuerst zu tun bei Verletzung der Schlagader?

 Wie wird die Blutung von Blutegelwunden gestillt?

 Wenn die Blutung am Hals bei Kindern auf gewöhnlichem Wege nicht zu stillen ist, welche Mittel sind dann anzuwenden?

Fortan wirkte Ludwig als Heildiener, neben seiner Tätigkeit als Nagelschmiedemeister. Er ist auch in Erinnerung als Leichenbeschauer in Niedernhausen, sowie als musikalischer Mensch.

Als Heildiener beschäftigte er sich auch mit dem Aderlass, ein zu jener Zeit gern genutzter Vorgang und dem „Schröpfen“ mit dem Schröpfkopf. Heute würde man beides zum Wellness zählen.

Im Übrigen ist jener Ludwig der Ururgroßvater des Betreibers dieser Internet-Seiten, denn sein Großvater Heinrich Schröbel war ein Sohn des „Heildiener“ Ludwig Schröbel und erwarb ganz in der Nähe seines Elternhauses den Hof eines ausgewanderten Bauern – seine Familie nannte sich später „Heinersch“.

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