„Das Bollwerk – ein Geschützturm.“

Wenn man durch das Fischbachtal fährt oder sich direkt in Lichtenberg aufhält kann man ihm nicht entgehen. Wie ein rundes Steinfass steht es mächtig drohend auf einer Anhöhe – das Bollwerk.

Dort steht es schon lange – sehr lange auf einer Granitkuppe mit dem Namen Gieglitz (früher auch Gogelitz) über dem Ort Lichtenberg in etwa 400 Meter gegenüber dem Tor zur Vorburg und wacht über das umliegende Gelände. Es steht schon so lange und wird schon seit ewigen Zeiten nicht mehr für seine wahre Bestimmung benötigt, dass es um seinen Hintergrund lange Zeit still wurde. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war es verwildert und seine obere Plattform mit Pflanzen verwuchert. Dann kam der Fremdenverkehr und küsste auch das Bollwerk wieder aus seinem Dornröschenschlaf.

Erst in jüngerer Zeit konnte man Licht in das Alter dieses Bauwerkes bringen. Im Staatsarchiv Marburg fand man die Baurechnung für das Bollwerk aus dem Jahre 1503. Hieraus kann man entnehmen das unter anderem 2800 Malter Kalk und über 16.000 Backsteine für den aufwendigen Bau Verwendung fanden. Es war sicherlich eine langwierige Arbeit diesen großen runden Turm zu errichten. Insgesamt wurden die Maurer und Steinhauer für über 1500 Tagwerke bezahlt.

Das Bollwerk wurde also um 1503 erbaut und ist damit älter als das heutige Schloss Lichtenberg welches ja erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts errichtet wurde. Es handelt sich beim Bollwerk nicht um einen klassischen Bergfried wie zum Beispiel auf der Veste Otzberg, einen solchen Bergfried hat es wohl früher auch einmal in Lichtenberg gegeben, bevor das Schloss erbaut wurde und es an gleicher Stelle noch die ehemalige Burg der Grafen von Katzenelnbogen gab. Vielleicht stand er noch als das Bollwerk gebaut wurde.

Beim Bollwerk, welches von Einheimischen immer als Bollwerk bezeichnet wird und schon in seiner Baurechnung so genannt wird, handelt es sich um einen mächtigen Geschützturm der dem Ausbau der ehemaligen mittelalterlichen Burganlage Lichtenbergs zur Festung dienen sollte. Für Gießen ist im Übrigen ein baugleicher Turm erwähnt. Es hat eine Höhe von ca. 15 Metern und annähernd 19 Meter Durchmesser bei einem Gesamtumfang von annähernd 60 Metern. Die Mauerstärken in der Befestigung erreichen in Bodennähe fast 6 Meter.

Wenn man vor dem Turm steht erkennt man über der Tür eine gotisch verzierte Pechnase die der Sicherung des Eingangs dienen sollte. Der Innenraum im Erd- sowie im ersten Stock sind Kuppelförmig ausgelegt. Im 1. Stock sind mehrere Schießscharten bzw. Schiessnieschen untergebracht, sowie eine separat abschließbare Kammer. Auch an die menschlichen Bedürfnisse hatte man schon gedacht – es gibt eine, der damaligen Zeit entsprechende, Toilette. In der Außenhaut finden sich zahlreiche Abluftlöcher die für den Abzug des Pulverdampfes sorgten. Das Obergeschoss, welches eine nach oben offene Plattform darstellt, war für die großen Kaliber gedacht. Alle Stockwerke sind in der Mitte mit einem Schacht verbunden welcher unter anderem für Transportzwecke genutzt wurde. Die Zinnen am Rand des Obergeschoss dienten dem Schutz der Bedienmannschaften.

Aus dem Jahre 1735 ist uns folgender Bestand an schweren Waffen auf dem Bollwerk überliefert: Drei Große Kanonen von ungefähr 2 Metern Lauflänge, sowie vier Große Gewehre (auch Doppelhacken genannt). In den restlichen Teilen der Landesfestung Lichtenberg waren des Weiteren 5 Geschütze unterschiedlicher Größe, ein schnellfeuerndes Geschwindstück sowie eine sogenannte Feldschlange untergebracht. Außerdem fand sich in den Waffenkammern mehrere Musketen, Doppelhacken, ein Pechkranz mit Geschoss, ein eiserner “Katzenkopf”, mehrere Hundert Handgranaten, diverse Morgensterne sowie große Mengen an Kugeln und Pulver.

Drei der zuvor erwähnten insgesamt acht Geschütze stammten noch aus dem Bestand der Herren von Wallbrunn (eines davon war auf dem Bollwerk).

Die Herren von Wallbrunn hatten ihren Sitz im Wasserschloss in Ernsthofen. Dieses Schloss als territorialer Mittelpunkt war vielleicht in seiner Funktion in Nachfolge zur im 14. Jahrhundert zerstörten “Raubritterburg” der Kalbe von Reinheim zu sehen welche auf einem Hügel bei Nieder-Modau gelegen war –hiervon zeugen nur wenige Reste. Zunächst war Ernsthofen nur ein Stützpunkt der Herren von Bickenbach gegen die Burg Lichtenberg der Grafen von Katzenelnbogen, später konnten die Herren von Wallbrunn die Lehenshoheit der Herren von Bickenbach durch Kauf aufheben. Diese übertrugen es später an die Landgrafen von Hessen. Bald kam es wohl hierdurch zu Streitereien die in einer Belagerung des Ernsthofener Schlosses durch die Hessischen Truppen mündeten. Angeführt wurden die Truppen vom Keller des Amtes Lichtenberg. Mühsam schaffte man Geschütze herbei. Bei der nun kommenden Auseinandersetzung wurden 8 Tonnen Pulver und 106 Kugeln verbraucht. Nach mehreren Sturmangriffen gelang die Erstürmung und der Verteidiger, Hans Adolf von Wallbrunn, erschoss sich. Als Kriegsbeute gelangten wohl die drei Geschütze nach Lichtenberg – eines schließlich auf das Bollwerk. Das Wasserschloss von Ernsthofen wurde von den Landgrafen von Hessen eine Zeitlang als Jagdschloss genutzt, seit 1923 befindet es sich in Privatbesitz und ist seither der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich und wenig bekannt.

Das Bollwerk selbst überstand die letzten über 500 Jahre relativ gut, Lichtenberg als Landesfestung konnte niemals erstürmt werden. Heute ist dieser ehemalige Kanonenturm eines der Wahrzeichen des Fischbachtal – noch immer wirkt es mächtig und man kann sich gut vorstellen wie von hier aus die Zugangswege zum Schloss bzw. der früheren Festung unter Kontrolle gehalten werden konnten. Da das Bollwerk nicht innerhalb der früheren Stadtmauer lag war es durch einen starken Pallisadenwall mit der Festung verbunden – einen, wenn auch oft erwähnten, Geheimgang gab es wohl aber nicht.

Man kann das Bollwerk gegen einen kleinen Eintritt heute besichtigen.

In 400 Meter Entfernung auf einer kleinen Granithöhe (die sich früher Gogelitz nannte) in etwa gegenüber dem Schloss Lichtenberg gelegen findet sich das Bollwerk. Es handelt sich hierbei um einen imposanten Geschützturm der ausdruckstarkes Zeichen der einstigen Wehrfähigkeit der Landesfestung in Lichtenberg ist.

Das Bollwerk hat eine Höhe von 15 Metern bei einem Durchmesser von 18,90 Meter, hierbei einen Außen umfang von 60 Meter. Die Wandstärke im unteren Bereich liegt bei nahezu 6 Metern. Es gibt nur einen Eingang welcher durch eine darüber liegende Pechnase verteitigbar gewesen ist. Im ersten Geschoss finden sich mehrere Schiessniechen welche gerade genug Raum bieten das sich ein Schütze darin bewegen konnte. Neben der Pechnase findet sich eine separat verschließbare Schiesskammer. Der vorhandene Abort zeigt dass man auf eine längere Verteidigungsstellung im Turm vorbereitet war. Das oberste Stockwerk wurde zum Aufstellen von größeren Geschützen und Kanonen genutzt – es besaß und besitzt auch heute noch kein Dach. Die Umrandung des Turmes ist von großen Schießscharten umgeben. In der Mitte des Turmes findet sich ein Schacht durch den schweres Gerät auf alle Stockwerke gehievt werden konnte. Die zahlreichen kleineren Löcher in der Außen Mauer dienten auch teilweise dem Abzug des Pulverdampfes.

Aufgrund einer Baurechnung aus dem Jahre 1503 wurde 2003 ein fünfhundertjähriges Jubiläum gefeiert wobei frühere Angaben über die Erbauungszeit zwischen 1400 und 1520 schwankten. Auf jeden Fall ist das Bollwerk älter als das Schloss Lichtenberg, es bestand schon in der Zeit der Landesfestung und Burganlage.

Früher war das Bollwerk durch einen starken Palisadenzaun mit den Burg- und Schlossmauern verbunden – einen Geheimgang hat es dagegen wohl nicht gegeben, hierfür dürften die Granitgesteinsschichten zu hart gewesen sein.

Für das Jahr 1703 ist folgender Bestand an Waffen überliefert:

3 Kanonen von ca. 2 Meter Länge sowie 4 Doppelhacken genannte Gewehre die man aufgelegt verwenden musste. Bei einer der genannten Kanonen handelte es sich um ein Beutestück aus dem Bestand der Herren von Wallbrunn. (Im Jahre 1569 ließ Landgraf Georg I. das Wasserschloss der Herren Wallbrunn in Ernsthofen erstürmen. Es wurden etliche schwere Geschütze hierzu aufgefahren und über 100 Kugeln abgefeuert. Das Wasserschloss existiert in Ernsthofen auch heute noch befindet sich aber seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Privatbesitz.

Das Bollwerk war einst also ein Geschützturm der etwaige Feinde schon beim Anmarsch auf das Schloss bestreuen sollte. Lichtenberg wurde übrigens nie von Feinden eingenommen oder geschleift.

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